Zur Zeit ist die Einstellung von Quereinsteigern in den Berliner Schuldienst in aller Munde. Ist dies eine Ursache für Berlins schlechte Leistungsergebnisse oder ein Schritt in die richtige Richtung, um in Zukunft besser zu werden?
Die Antwort ist, wie so häufig, komplex. Ganz praktisch gesehen: Wer soll denn vor den immer mehr werdenden Schülern morgens im Klassenraum stehen, wenn es nicht genug sogenannte „Laufbahnbewerber“ gibt? Dann sind es eben, oft hoch motivierte, Biologen, Sprachwissenschaftler oder z. B Künstler. Menschen eben, die bereits ein wissenschaftliches Hochschulstudium absolviert haben und nun in einer neuen Profession Fuß fassen wollen. Und dabei oft eine andere Perspektive auf Unterricht und Kinder haben, als Referendare, die nach ihrer eigenen Schullaufbahn nur die Uni kennengelernt haben, um danach wieder in den Mikrokosmos Schule zurückzukehren. Auch die Gespräche im Lehrerzimmer verändern sich. Es sitzen plötzlich jungen Menschen neben Kollegen, denen ihre 30- oder 40-jährige Schullaufbahn alles abverlangt hat und die gern bereit sind, nun auch mal ein wenig kürzer zu treten. Die gern ihre Erfahrungen weitergeben und die kleinen Tipps vermitteln, die der Professor an der Uni auch nicht drauf hat, weil er selbst noch nie vor der „anstrengenden 3a“ stand.
Es liegt ein steiniger Weg vor den Quereinsteigern: unterrichten, vor- und nachbereiten, Seminare, Elterngespräche und, und, und. Das mit der Aussicht, in frühestens 3,5 Jahren „richtiger Lehrer“ zu sein und angemessen bezahlt zu werden. Klar, sie haben eben nicht 5 Jahre Lehramt studiert und danach das Referendariat absolviert, aber geleistet haben sie deshalb trotzdem schon eine Menge! Und jeder, der einen Kindergeburtstag mit den 5 wilden Freunden seines Kindes ausgerichtet hat weiß die Ruhe zu schätzen, nachdem der letzte kleine Geburtstagsgast abgeholt wurde…
An unserer Schule unterrichten und erziehen übrigens inzwischen Kollegen aus Bulgarien, Frankreich, dem Kosovo, Italien, Polen, Russland, Ungarn und vielen deutschen Bundesländern, einschließlich Bayern. Alle bringen ihre Kompetenzen und immer ein kleines bisschen Lebenserfahrung aus ihrer Heimat mit.
Herzlich willkommen in Europa!
Am Mittwoch haben meine Kollegin Frau Schön und ich Eltern über die schulischen Aussichten und Möglichkeiten nach der Klasse 4 unterrichtet. Das Berliner Schulsystem ist grundsätzlich sehr durchlässig und bietet die verschiedensten Wege an.
Ein Thema war unsere Überlegung, ab der 5. Klasse eine oder zwei sogenannte Laptop-Klassen einzurichten. Hier sollen die Schüler die Möglichkeit haben, neben den analogen Unterrichtsmaterialien, auch auf das persönliche, von der Schule zur Verfügung gestellte digitale Endgerät zuzugreifen. Ein Referenzanruf bei der Senatsverwaltung versetzte mir dabei einen kleinen Dämpfer. Aus schulgesetzlichen Gründen ist es nicht möglich, Stichwort „Lernmittelfreiheit“, die Eltern in ein Finanzierungsmodell einzubinden. Es wird nun also Aufgabe der Schule sein, gemeinsam mit dem Schulträger, dem Bezirk Pankow, nach Lösungswegen für die Finanzierung der Laptops für die Kinder zu suchen. Vielleicht findet sich ja auch ein Sponsor, der einen Teil der Last (ca. 300€ pro Schüler) übernimmt?! Wir werden sehen. Noch ist Zeit bis zum Beginn des Schuljahres 2020/ 2021…
Frank Neumann
Bild: besser-bilden.de